Die große Treppe

Ich schaute ihn stirnrunzelnd an. Zwar wusste ich schon das er rauchte, aber das er auch noch so dreist war und das in gegenwart von einer Schülerin machte, hätte ich ehrlich gesagt, noch nicht einmal von ihm erwartet. Aber ich war auch zu faul etwas dagegen zu sagen. Sowieso sollte ich mich da auch gar nicht mehr einmischen, immerhin hatte ich das heute Abend schon genug getan und mich damit in die Scheiße geritten. Er war immerhin erwachsen. Ich darf ihm nicht vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. Das wollte ich sowieso nicht. Das wäre echt nicht fair. Ich seufzte.
Was musste ich auch jetzt schon wieder darüber nachdenken, ob ich mich irgendwo einmischte oder nicht? Narf. Ich hasste das und liebte das. Manchmal konnte das sogar richtig witzig sein, wenn ich mich dazu entschloss mich einzumischen. Aber naja, ich sollte es bei Dean besser lassen. Also zog ich meine Knie an, umschlang sie mit meinen Armen und legte meinen Kopf darauf, während ich in richtung Dean schaute um ihn mehr oder weniger zu beobachten.

Na toll. Jetzt fühlte ich mich einerseits beschissen, andererseits wollte ich weiterrauchen. Denn das rauchen beruhigte mich wieder etwas, die Wut milderte sich. Aber nur das als Vorand zu haben,um einfach so zu rauchen, war wirklich schwach. "Ach scheiße.", murmelte ich, während ich die Zigarette auf meinem Handrücken ausdrückte. Nur ein kurzer Schmerz stoch durch meine Hand, der jedoch schon verschwunden war, als ich die noch nichtmal halb abgebrannte Zigarette in meinen tragbaren,kleinen Aschenbecher steckte. "Ich habs wirklich nicht mit der Vorbildfunktion.", murmelte ich erneut, Und ich war nicht nur schlecht, indem ich vor den Augen einer Schülerin unverhohlen rauchte. Ich war vorbestraft, das sagte schon alles. Die Akademi würde mich wohl niemals aufnehmen, wenn sie die Wahl gehabt hätten. Aber letztendlich wurde ich vom Gericht beziehungsweise vom Land hierhergeholt. Das war meine letzte Chance. Und ich würde sie mir defenitiv versauen. Ich war eben nicht mehr zu retten. Ich war verloren. Man sollte erst gar nicht versuchen, mir irgendwie helfen zu wollen. Denn man würde kläglich scheitern.

Leicht verwirrt schaute ich ihn an. Ich hatte doch extra nichts gesagt, damit er weiterrauchen konnte und sich nicht wieder "bedrängt" fühlte. Also zumindest in der Hinsicht, das ich ihm schon wieder etwas vorschreiben wollte und sagte das er hier nicht rauchen durfte. Genau deswegen hatte ich meine Klappe doch erst gehalten. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Ach.. so schlimm ist das doch gar nicht. Manche rauchen eben, und manche rauchen eben nicht. Für dich ist das vielleicht wie ein Suchtmittel, für andere mag es Kaugummi oder Alkohol oder sonstetwas sein", meinte ich leise, doch ich war mir sicher, das er es verstanden hatte. Weswegen ich mir da so sicher war, wussste ich nicht aber ich war mir nunmal sicher.
Ich seufzte. "Siehs nicht so eng. Du musst dich vielleicht erst einmal daran gewöhnen", meinte ich abermals leise. Zwar war die Stille zuvor etwas ungewohnt gewesen, aber irgendwie auch angenehm. Ich fing an auf meiner Lippe herumzukauen, weil ich mir nicht sicher war, wieder zuviel gesagt zu haben.

Es war auch dreist, so wie die kleine Schnepfe vorhin, mir zu verbieten, das ich aufhören solle zu rauchen. Okay, natürlich hatte sie recht, es war verboten hier zu rauchen und ich sollte aufhören, Es war nicht gesund und ich würde früher sterben, als ich es sowieso schon nötig hatte. Aber es ist ja nicht so, als wüsste ich nicht gut genug, das ich das nicht sollte. Es war einfach so, das ich nicht aufhören konnte. selbst wenn ich es ernsthaft gewollt hätte. Mein Blick glitt zu Kura, als sie anfing zu sprechen. Und einerseits pisste es mich an. Wie sie davon redete, als hätte sie Ahnung. Aber andererseits war es auch gut, sowas zu hören. "nur das ich schon viel zu früh damit angefangen habe und Rauchen viel schädlicher ist, als Kaugummi oder Alkohol." Und sie hatte gewissermaßen recht. vielleicht musste ich mich erst daran gewöhnen. Schließlich wurde ich nichtmal erzogen und wohne seid 7 jahren selbstständig, da ist es kein wunder. "Mh. Vielleicht. Aber ich hätte wohl besser als Schüler als als Lehrer hierhergepasst.", erwiderte ich, wischte die Asche von meiner Hand.

"Hm.."
Es war das einzige was ich zu seinem gesagten erwiederte. Ich wusste irgendwie, das er sich leicht angepisst fühlte, weil ich schon wieder soviel geredet hatte. Ich schwieg also und war froh, das so wieder diese Stille kam, die ihn weder anzupissen noch zu nerven schien. Und irgendwie, war es genau das, was mir an dieser Stille gefiel. Doch dadurch wurde mir langweilig. Durch die Stille und der tatsache das ich nicht einmal irgendwas machen konnte, um mich zu beschäftigen.
Also knabberte ich nachdenklich an meiner Lippe herum und schon nach kurzer Zeit konnte ich das Blut schmecken. Vielleicht war ich leicht masochistisch, weil ich dies immer wieder machte, bis ich das Blut schmeckte. Ja sogar dann, knabberte ich weiter, genau wie in diesem Moment.

Und sie war schon wieder 'verschreckt'. auf jeden fall sagte sie nichts weiter dazu. Irgendwie verstand seie mich falsch. Sie glaubte wohl, ich war wegen ihr angepisst aber ich war allein wegen mir angepisst. was leicht ging, wenn man sich selbst mehr hasste als die ganze welt. und das obwohl ich eltern schon verachtete, als ich überhaupt ausdrücken konnte. "Ich glaube, du verstehst was falsch. Ich bin nicht wegen dir angepisst, sondern wegen vielen anderen Sachen.", erklärte ich schließlich, seufzte müde. Es war wirklich schwer, zu erklären, wie ich reagierte. Und besonders, weil ich nicht wegen ihr reagierte, sondern einfach so. einerseits genoss ich ebenso wie sie die stille, andererseits hatte ich das gefühl, wenn sie schwieg, etwas falsch gemacht zu haben. was sie jedoch anscheinend genauso sah, wenn ich mich nicht ganz irrte. Ich blickte ihr dabei zu, wie sie auf ihrer Lippe rumkaute, bis sie blutig war. "Masochistin.", meinte ich. Und das sagte gerade ich, ich sollte wohl in den Spiegel gucken. Man sollte meine Hände nie beide nebeneinander sehen, während die Finger ausgestreckt waren. Man würde erkennen, das jeder meiner Finger schonmal gebrochen war und das nicht nur einmal. Grund dafür war mein Masochismus , mein Selbsthass und meine Wut. Und weil ich eine Phobie gegen Krankenhäuser hatte, ließ ich sie einfach so, wie sie waren.

Abermals nickte ich. Doch trotzdem hatte ich das Gefühl das ich auch irgendwie daran Schuld war. Ich glaubte nicht, das er ein Mensch war, der oft redete, dazu sah er viel zu 'zufrieden' aus, wenn es still war und er seine Ruhe hatte. Aber irgendwie, brachte ich ihn dazu öfters etwas zu sagen. Zumindest kam das mir irgenwie gerade so vor. Schon komisch.
Ich seufzte als er mit 'Masochistin' ankam. Es war eigentlich genau mein Gedankengang gewesen. Aber nya. Vielleicht waren wir in den Gedankengängen doch nicht wirklich so verschieden wie ich dachte. Auch wenn er wahrscheinlich mehr an sich dachte, an seine Fehler oder an sonst was. Aber eigentlich, machte ich das doch immer. Ich dachte so gut wie immer an meine Defiziete und meine Fehler. An das, was ich mal wieder falsch gemacht hatte oder an das, was ich verbessern konnte. Und genau das, machte mir ein bisschen Angst, denn immerhin waren wir komplett verschiedene Menschen. Zudem sah ich meistens immer nur das schlechtere in mir. Während ich anfing an meiner Lippe zu nuckeln und das Blut aus ihr herauszusaugen, beobachtete ich Dean wieder.
Irgendwie war er ja schon niedlich, auch wenn er leicht böse ausschaute. Ach, an was dachte ich da gerade?

Wenn man es so sah, dann waren wir nicht nur gar nicht so verschieden sondern uns sehr ähnlich. Und das war wirklich verwirrend. Weil wir, wie sie schon gedacht hatte, eigentlich zwei völlig verschiedene Personen waren. Und das nicht allein im dem Sinne, das sie ein Mädchen und ich ein Junge war. Sondern wie verschieden unsere Charakter waren. Wir hatten nur eine gleiche Weise. Wir konnten beide unglaublich provozierend und zickig sein. Wir konnten uns hervorragend auf die Palme bringen. Wobei ich sagen musste, das das bei mir nicht sonderlich schwer ging. Es schaffte mittlerweile so ziemlich jeder, mich zu nerven. Ob das nun bewusst war oder nicht. Und wenn ich wissen würde, was sie dachte, dann würde ich sowohl verwirrt als auch total ermüdigt sein. Verwirrt, weil ich überhaupt nicht niedlich war. Das einzige was ich war, war übermüdet. Ich war total fertig, meine Haare waren nicht wirkich gekämmt und mein rechter, kleiner Zeh war immer noch gebrochen, 3 meiner Rippen waren immernoch geprellt. Und ermüdigend, weil sie meine Schülerin werden würde und es ist niemals gut, wenn eine Schülerin einen Lehrer toll findet oder ein Lehrer eine Schülerin. Ich schloss die augen und entspannte mich ein wenig. 'you broke my heart so many times' hörte ich, während ich den kopf ein stück zur seite drehte. Die wut dämpfte sich, wurde zu einem pochen in meinen kopf und ich musste mich zusammenreißen, nicht zu schlafen. aber das wäre ja noch schöner.

Ich seufzte und überlegte, was ich gegen diese Stille machen konnte. Immerhin hörte er noch nebenbei Musik, die ich zwar auch leise hörte, aber ich nicht wirklich kannte. Und ich wusste auch nicht warum ich schon solange hier saß. Ich hätte immerhin gehen können und mich irgendwohin verziehen können, wo es mehr Action gab. Oder laute Musik- Oder leite, die einfach laberten. Es war irgendwie total nervig und stressig, diese Stille ertragen zu müssen, auch wenn sie auf der anderen Seite irgendwie zeigte, das er auch entspannt sein konnte, denn danach hatte er zu beginn nicht ausgesehen.
Gerade nun sah es fast so aus, als wolle er schlafen. Oder zumindest, würde gleich einfach einschlafen. Ob er das nun wollte oder nicht. Aber das war ja auch eine andere Sache, die er für sich entscheiden musste. Ob er nun schlief, oder nicht. Na klasse. Gerade jetzt, wo ich eine Idee brauchte viel mir gar nichts ein. Ich kramte in meiner Tasche und holte einen Kaugummi hervor, den ich mir sofort in den Mund steckte. Vielleicht würde der etwas helfen, das mir etwas einfiel, was ich tun könnte.

Ja, das war natürlich klar. ich glaube, jeder normale mensch will sich gern unterhalten. nur eben ich bin anders. aber ich weiß schon lange das ich kein normaler mensch bin. wir wissen alle, das ich ein psychophat sind, wenn wir ehrlich sind. Und das als Lehrer. 'Hallo ich bin Dean, ich bin 20, habe keine Ahnung was für ein Bijou ich habe. Ich habe leider Aggressionsprobleme und wenn ihr irgendwas falsches sagt, würde ich euch am liebsten eine in die Fresse schlagen. Ich hoffe, wir haben noch viel Spaß miteinander, falls ich davor nicht den Job schmeiße, weil ich es nicht packe, für euch die Vorbildfunktion zu erfüllen.' Ich drehte den Kopf wieder gerade, furh mir langsam durch das ungekämmte, verwuschelte haar und öffnete die Augen wieder ein stück. ich war fürchterlich müde. ich sollte wohl besser schlafen gehen. aber noch hatte ich nicht genug lust dazu. ich öffnete die augen ein stück weiter. "welches bijou hast du?", fragte ich sie schließlich. das wäre vielleicht das beste, die schüler ein wenig besser kennen zu lernen. gut es musste sein, das ich mich mit jedem einzelnen hinsetzte und über dieses und jenes redete, aber mit ihr ist es okay. es ist ertragbar. und ich denke, es ist gar nicht so schlimm.

"Ein Wasser-Element Bijou. Spezieller Eis. Meine Zwillingsschwester hat das gleiche. Liegt eben in den Genen", meinte ich mit einem leichten, aber dennoch ernstgemeinten Lächeln auf den Lippen. "Und welches hast du?", fragte ich aus reiner neugierde. Klar. Eigentlich musste er mir diese Frage nicht beantworten. Immerhin ging mich das gar nichts an, glaubte ich zumindest einmal. Oder ging es mich doch etwas an, weil er vielleicht der Lehrer von der B-Klasse werden konnte. So gesehen, wusste eigentlich niemand von uns, welche Lehrer wir bekamen. Aber das war auch nicht wirklich verwunderlich. Schließlich wussten wir, das immernoch Lehrermangel herrschte, da manche Lehrer aus irgendwelchen Gründen noch nicht aufgetaucht waren und der Direktor wahrscheinlich zu faul war um nachzuforschen, wo die Lehrer waren.

Mh, Eis war immer gut. Eis war kalt. Und ich liebte kalte Dinge, denn meistens war mein Körper unglaublich warm. Vielleicht war ich auch einfach chronisch krank, sodass ich die ganze Zeit Fieber hatte. Und sie hatte eine Zwillingsschwester? Interessant. Entweder war sie genauso wie Kura oder sie war schlimmer, schlechter oder keine Ahnung. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen. Denn es war schon schwer genug, bei ihr zu sitzen auch wenn es andererseits auch angenehm war. "Ich weiß es nichtmal. Ich weiß nur, das ich eines habe, nur ich habe keine Ahnung was es sein konnte." Und natürlich konnte man nicht meinen, es ginge sie nichts an. Sie musste ja nicht alles über ihren Lehrer wissen, eigentlich erzählten Lehrer keine Privatsachen in der Schule. Aber wenn man es so sieht, könnte ich sogar noch Schüler an dieser Akademie sein. Schließlich war ich gerde mal 20. Sie sah so aus, als wäre sie um die 16-18 Jahre. Aber trotzdem war ich lehrer an dieser Schule.

Ich musste grinsen. "Na wenn du willst, dann finden wir es zusammen heraus. Also... wenn du Lust dazu hast... ist nur ein Vorschlag", meinte ich sogleich mit einer Erklärung. Ich wollte nicht das er sich wieder bedrängt fühlte und meinte er musste das mit mir machen. Immerhin... ach keine Ahnung. Er wurde vielleicht mein Lehrer. Ich wollte ihn nicht verärgern, denn in vielen Fächern kam es einfach darauf an, ob der Lehrer einen Mochte oder eben nicht. Ich hatte keine Lust das ich nur, weil ich mal wiedcer eine meiner schwachsinnigen Ideen hatte, die eigentlich nur gut gemeint war, schlechtere Noten oder sonst etwas zu bekommen.
Obwohl mir das eigentlich bei jeder anderen Person ziemlich egal war, ob ich nun verurteilt wurde oder eben nicht, war das bei Dean total anderst. Weswegen hattte ich keine Ahnung, aber es war nun einmal so, das ich es mit diesem Lehrer nicht verscherzen wollte. Vielleicht war der Grund einfach nur deswegen, weil er mich schon einmal hochgehoben hatten und mir deutlich gemacht hatte, das es mich einen Scheißdreck anging, was mit ihm los war und das er nur weglief um nicht auszurasten.
Und genau das, machte mir Sorgen.

Eigentlich hatte ich mich dazu entschlossen, mich vor der Schule hinzu chillen, wie früher immer. Da konnte man die große Treppe ja als Massenversammlung Ort bezeichnen. Aber als ich dann Kura und einen mir unbekannten Typen da sitzen sah, entschied ich mich lieber dazu, sie alleine zu lassen. Zwar interessierte es mich etwas, wer der Typ war, so neugierig war ich nunmal, aber da ich heute irgendwie nett war, lies ich es sein. Schließlich sah grad so aus, als unterhielten sie sich, da wollte ich mal nicht stören.
Mit einem Grinsen ins Gesicht ging ich auf die Beiden zu und bückte mich zu Kura runter, um ihr dir die Haare zu wuscheln.
„Na, schön am flirten? Da will ich mal nicht stören.“ Den Kommentar konnte ich mir wirklich nciht verkneifen, soviel musste schon sein. Aber damit ging ich auch schon die Treppen rauf, zum Gemeinschaftsraum. Die letzte Zeit war ich viel zu lange draußen unterwegs, ich musste mich einfach mal nur ausruhen.

→ Gemeinschaftsraum

Sie war vorsichtig, als würde ich sie beißen oder wirklich ausholen und ihr eine in die Fresse schlagen, falls sie was falsches sagen würde. Gut, ich gebe zu, das habe ich schon oft genug gemacht. Aber ich konnte nicht wild auf eine Schülerin einschlagen. Gut, könnte ich sehr wohl. Aber ausnahmsweise wollte ich das nicht. Ich wollte sie nicht schlagen. Und das nicht nur, weil sie meine Schülerin war. Gut, eigentlich wollte ich niemanden schlagen. Ich wollte auch eigentlich gar nicht aggressiv sein. Ich wollte auch nicht immer genervt sein und mich so darauf konzentrieren, meinen gegenüber nicht einfach eine reinzuhauen, sodass ich starke Kopfschmerzen bekam, die mich dann nur noch mehr anpissten. "Können wir. Aber ich hab es schon so oft versucht. Und mittlerweile hätte ich es schon längst erfahren müssen. Aber gut, ein weiterer Versuch schadet nichts." Mittlerweile war ich seltsam ruhig. Ja, ich war wirklich beinahe ruhig. Außer dem immer wieder kommenden Pochen in meinem Kopf fühlte ich mich ausnahmsweise in Ordnung. Und ich genoss es, solange es noch so bleiben würde. Aber unser Gespräch wurde unterbrochen, als ein weiteres Mädchen herkam, die Kura durch das Haar wuschelte. Fehlte nur noch, das sie bei mir ankam und das gleiche versuchte. Na das war ja mal wieder toll. Eine Schülerin verbot mir das Rauchen, eine hätte ich beinahe eine Reingeschlagen und eine weitere dachte, ich würde mit einer Schülerin flirten. Super erster Tag, wirklich ganz toll. Mein Blick glitt von Kura zu dem Mädchen. "Wohl kaum, Schüler und Lehrer flirten nicht.", wodurch auch schon klar war, das ich der neue Lehrer war. Und so ging es weiter ins Verderben, immer tiefer und ich wünschte mir, wieder in meinem kleinen Pensionszimmer zu sein und auf die Wand einschlagen zu können und zu hören, wie die Knochen meiner Finger brachen.

Mit einem Lächeln blickte ich ihn an. Zumindest hatte er mich nicht angeschrien und für verrückt erklärt. Er hatte sogar zugesagt, es zumindest noch einmal zu versuchen. Ich war mir sicher, wir würden irgendwie herausbekommen, welchen Bijou er hatte. Immerhin war ich viel zu neugierig um zuvor aufzugeben.
Ich schaute erst einmal verpeilt Yoshi nach. Stand auf meiner Stirn etwa 'Mahou! Schlampe' oder etwa 'Mahou!'s Tussi'? So langsam fühlte ich mich wie eine. Entweder kam Yoshi oder sonst jemand damit an. Das nervte. Abartig. Aber was sollte ich dagegen machen? Vielleicht waren sie ja neidisch darauf, das ich mich gerne mit Leute unterhielt und meistens nur auf Jungs traf? Wobei, eigentlich redete ich sogar ziemlich viel mit Yoshiko und den anderen, aber nya. Warum alle so darauf fixiert waren wusste ich nicht. Irgendwie hatte Yoshi ja mit Kaito zu tun und Natsu was mit Yosu. Zumindest traf man sie so oft an. Ich wandte meinen Kopf schüttelnd wieder ab zu Dean. Er sah leicht genervt aus. Oder auch agressiv? Auf jedenfall sah er nicht mehr so entspannt aus, wie zufor. Irgendwie sah er sauer aus. Oder stark genervt. Zumindest sah er so aus, als würde er am liebsten irgendwo reinschlagen und das war nicht gut.

Ja, ich war gereizt. Und ich war genervt. Und ich war angepisst. Und ich würde am liebsten auf irgendwas einschlagen. Am liebsten auf eine Wand. Oder auf einen Baum. Ich würde mir gerne weh tun. Und ich weiß, wie masochistisch sich das anhörte. Und wusste das ich das nicht denken sollte. Und ich weiß das es falsch ist. Und ich weiß, das ich das schon viel zu oft getan hatte. aber im moment war es so schwer, dem drang das ich die hände wie zu oft zu fäusten ballte. Und bevor ich es aufhalten konnte, schlug ich mit der rechten Faust auf die Treppenstufe neben mir. Und der Schmerz durchfuhr meine Hand und es dämpfte meine Wut nicht. Wie immer. Es war grundlos, auf etwas einzuschlagen, weil ich schon am anfang wusste, das es nichts bringen würde und trotzdem machte ich es immer wieder. Ich biss die zähne zusammen während ich versuchte, mich zusammen zu reißen, um nicht erneut auf die Treppe einzuschlagen. Und irgendwo klappte es. Ich war immer noch unglaublich wütend. Aber ich schaffte es irgendwie, mich ruhig zu halten. Ruhiger als sonst zumindestens. Ich war wirklich ein miserabler Lehrer. Am besten sollte man mich sofort wieder zurückschicken. Denn so wie ich mich im moment benahm, war wirklich das aller letzte.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als er auf die Treppenstufe einschlug. Klar es hätte mir klar sein müssen, das er irgendwo einschlagen würde. Immerhin hätte er auch vorhin fast auf mich eingeschlagen und jetzt war eben nicht ich, sondern die Treppenstufe sein Opfer. Und das, war irgendwie erleichternd, aber dennoch einschüchternd. Oh super. Äh... ich blickte ihn immernoch erschrocken an, auch als er sich wieder scheinbar zusammenriss. Gerade das fand ich irgendwie komisch.
Immerhin war er hier gerade wie so ein Psycho aufgetreten und jetzt schien er wieder ruhig sein. Es interessierte mich nicht wirklich, das er hier gerade versuchte wieder runter zu kommen oder nicht. Ich hatte jetzt verdammt noch mal schiss vor ihm. Ich wusste nicht ob es berechtigt war oder nicht, aber jetzt kapierte ich zunächst erst einmal, das er es ernst gemeint hatte. Er hätte mir in die Fresse geschlagen. Er hatte das nicht nur als Drohung oder so ausgesprochen. Er hatte es ernst gemeint.
Ich fing kaum merkbar an zu zittern.

Mein Blick glitt von meiner Hand zu ihr. Und ich öffnete den Mund um etwas zu sagen. Doch dann biss ich erneut die zähne zusammen. Erbärmlich. Ich war so erbärmlich. sie hatte angst vor mir. ich sah, wie sie kaum merklich zitterte. und sie verstand wohl endlich, wie ich war. was ich für ein psychophat war. Und das ich noch viel wütender sein könnte. Das ich sie vorher wirklich fast schlagen wollte. Das ich mich zusammenreißen musste, nicht öfters auf die treppe zu schlagen. sie würde mir glauben, wenn ich sagen würde, das ich schon öfters fast menschen getötet hätte. aber dann würde sie wegrennen. ich würde sie vielleicht unterrichten. aber das einzige, was ich schaffte ihr beizubringen, war vor mir angst zu haben. ich könnte sterben. und der selbsthass wuchs. ich fuhr mir durchs haar, ehe ich auf diese blickte. Und ich sah blut. ich spürte, wie es von meinen haaren auf meine stirn tropfte. Und die wut brannte auf, ehe sie urplötzlich kleiner würde. Als hätte man mir Tonnen Beruhigungsmittel gegeben. Und ich fühlte mich erbärmlich. Und ich fühlte mich, als wollte ich weinen. Und ich fühlte mich schwächlich, das erste mal in meinem Leben. Und das erste mal in meinem leben tat es mir wirklich aufrichtig leid, das jemand angst vor mir hatte. Und ich wollte sie beruhigen, ich wollte sie in den arm nehmen. Aber sie würde nur zurückweichen. Das blut floss langsam meine stirn herunter. "Es tut mir leid. wirklich." Das einzige, was ich wollte war, das sie nur keine angst vor mir hatte.

Ich schaute ihn immer noch an, doch nun weniger erschocken sondern eher besorgt. Er schaute so 'klein', verlassen und mehr oder weniger hilflos aus. Irgendwie wirkte er auch traurig und ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich machen sollte. Ich wusste nicht, ob ich ihn ins Krankenzimmer bringen sollte wegen seiner Hand, oder ob ich viel mehr schaute, was er wirklich hatte. Wegen seiner Hand schien er ja nicht wirklich etwas zu empfinden. Zumindest keinen richtigen Schmerz. Dannach sah es zumindest einmal nicht aus. "Schon okay", meinte ich zwar immernoch leicht verängstigt, aber ehrlich. Während ich näher an ihn heranrückte und aus meiner Tasche Tempo's hervorkramte, griff ich nach seiner Hand. Ich wollte immerhin schauen, ob er Dreck oder so in der Wunde hatte. Ja. Ich war ziemlich... verwirrt. Auf der einen Seite, war er agressiv und leicht gereizt und jetzt war er eben traurig und mehr oder weniger verlassen. Ich wusste nicht genau, wie ich seinen jetztigen Zustand beschreiben sollte, aber er gefiel mir ganz und gar nicht. Wenn schon, dann sollte er der agressive Typ sein. Denn mit dem Teil von Dean war ich nun total überfordert und wusste nicht recht was ich machen oder sagen sollte. Okay, das wusste ich bei dem agressiven Teil von ihm auch nicht aber egal.

Ich überforderte die leute immer. egal, was ich tat, die leute wussten nicht, was sie mit mir tun sollten. Und ich wollte es nicht akzeptieren, das sie es einfach so 'okay' fand. ich wollte ihr erklären, wie es war. und wieso ich so war. und wie ich wirklch war. wie schlimm ich war. selbst wenn sie dann wieder angst vor mir haben würde. ich wollte ihr vieles erzählen. und erklären. aber ich konnte nicht. letztendlich würde ich irgendwo ihr lehrer werden. und dann würde ich es nicht mehr aushalten. ich würde sie nicht mehr normal unterrichten können. ich müsste immer daran denken, was ich ihr alles erzählt hatte. und im übrigen konnte ich es auch nicht. ich hatte angst. irgendwo hatte ich angst. vielleicht weil ich bis jetzt immer auf mich gestellt war. ich war es so gewohnt, das ich angst vor dem unbekannten bekam. angst davor, mich auf andere zu verlassen. angst davor, mich vielleicht auf andere verlassen zu müssen. "Ich sollte gehen. ich mache dir nur unnötig angst. und ich will nicht, das du.." ich hielt inne, als sie meine hand nahm und währenddessen in der anderen ein tempo hielt. irgendwo kam die angst wieder hoch. die angst vor krankenhäusern. und ärzten. spritzen. und allem, was mit krankenhäusern zu tun hat. aber andererseits war das beruhigende gefühl viel stärker, das aufkam, das sie es einfach so tat. einfach so meine hand nahm, obwohl sie gerade eben noch vor angst leicht gezittert hatte. es war ungewohnt. aber es tat gut. meine mutter hatte mich nicht in den arm genommen. sie hatte meine hand nicht genommen und sie verarzten wollen, als ich jeden tag nach den schlägereien zurückgekommen war. sie hatte sich nicht um die wunden gekümmert. um keine von ihnen.

Ich wollte eigentlich schon wissen, was er sagen wollte, doch es war im Moment einfach viel wichtiger, sich um seine Wunde zu kümmern anstatt nachzufragen was er wollte. Nachdem ich das Taschentuch mit ein wenig Spucke benetzt hatte, stich ich vorsichtig und langsam mit dem Taschentuch darüber. Ich wusste nicht, ob Dean das überhaupt als Schmerz empfand oder nicht, aber dennoch war ich vorsichtig. Ich wollte ihm ja nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen, sondern ihm helfen. Ich legte das Taschentuch auf meinen Oberschenkel, während ich mich über die Wunde beugte und erst einmal kurz und sanft pustete. Es war nicht so gemeint, wie bei den Kleinen Kindern, wo man immer über die Wunden pustete um sie zu beruhigen, aber irgendwie musste ich pusten, damit ich einfach wusste das es getan worden war. Es fühlte sich leicht wie ein inneren Zwang an, das jetzt zu tun. Nachdem ich gesehen hatte, das weder Dreck noch sonstiges in seiner Wunde war und ich mehr oder weniger ziemlich sauber gearbeitet hatte, nahm ich das Taschentuch wieder in die Hand und wischte mit der angefeuchteten Ecke über seine Stirn um das Blut, das dort war wegzuwischen. Ich wusste nicht ob ich das überhaupt machen durfte, oder ob das nun zu weit ging, aber das war mir gerade relativ egal. Denn im Moment kam mir Dean gerade wie ein kleines Kind vor, das man in den Arm nehmen musste und sagen musste, das alles wieder gut würde und die Wunden schnell verheilen würden.

Wahrscheinlich war es wirklich so. das ich jemanden brauchte, der mich in den arm nahm. jemanden, der mir zeigte, das es okay war nicht immer so zu sein, wie ich immer war. unnahbar. genervt. aggressiv. vielleicht musste das alles nicht sein. wahrscheinlich würde ich auch viel anderster sein, wenn ich anders geboren wären würde. wenn meine mutter mich akzeptiert hätte, wie ich war. das sie die angst überwunden und irgendwann auch vergessen hätte. aber nein. stattdessen hatte sie iene regelrechte panik gegen mich entwickelt gehabt. und vielleicht wäre ich ein völlig anderer mensch, wenn sie mich ab und zu in den arm genommen hätte. immernoch aggressiv, aber weitaus nicht mehr so anfällig. und ich würde nicht bei jeder ansatzweisen sanften berührung fast innerlich zerbrechen. genauso wie bei den berührungen, die kura gerade tat. bei jeder berührung spürte ich schmerz und wärme zugleich. und ich beruhigte mich wieder, die wut wurde wieder zu einem pochen in meinem kopf, den ich langsam gegen das geländer lehnte, an das ich auch mit dem rücken gelehnt war. "Danke. Aber das hättest du nicht machen müssen, es passiert schon so oft das ich aufhöre zu zählen." ich streckte die finger und hob die hand, so das man erkennen konnte, wie anders jeder einzelne finge war, an mehreren stellen. "es ist schon lange egal geworden."

"Mag sein, das du nicht mehr mitzählst, wie oft es passiert aber trotzdem solltest du die Wunden nicht einfach so offen lassen und mit blutverschmiertem Gesicht herumlaufen", meinte ich erklärend für das war ich getan hatte. Es klang gerade so, als sollte ich bereuen, was ich getan hatte. Als sollte ich bereuen, das ich ihm zumindest in diesem Moment etwas helfen wollte. Ich seufzte und betrachtete seine Finger, bevor ich seine Hand nahm und sie drehte. Es war wirklich komisch, das ein einzelner Mensch schon scheinbar soviele Schmerzen erleiden hatte müssen. Aber es war nun einmal das Schicksal von jemanden. Eine Vergangenheit, die nicht nur unsichtbare Narben hinterlassen hatte. Und es tat mir leid. Mehr als nur leid, das Dean soetwas erleben hatte müssen. Soetwas war doch eigentlich kein Leben oder? Nein, zumindest nicht in meinen Augen, Es war wirklich doof. "Außerdem, es ist nicht egal. Ich habe keine Ahnung davon, aber das du dich mehr oder weniger selbstverletzt ist sicherlich nicht egal. Ich kenne dich auch nicht und darf mir eigentlich kein Urteil darüber erlauben und dennoch tu ich es. Verurteil mich deswegen oder nicht", sagte ich leise und schmiss das Tempo erst einmal die Treppenstufen hinunter. Es war ja sowieso nirgends in der Nähe einen Mülleimer und sehen würde es eh niemand außer Dean, der Lehrer war und der mir eigentlich deswegen irgendwelche Strafen aufbrummen konnte, wegen "Verschmutzung des Schulgeländes" oder so.

Ich verschwieg ihr, das ich Angst vor Krankenhäusern hatte. Das ich seit meiner operation nicht mehr in einem gewesen war. und das ich eben seitdem nicht mehr im krankenhaus gewesen war. sie würde mich auslachen. sie würde mich abgrundtief auslachen, wenn sie wüsste, das so jemand wie ich angst vor krankenhäusern hatte. "mh, kann sein. aber es ist zu anstrengend, jeden tag verbände aufzutragen. oder stützen zu kaufen. oder medikamente zu nehmen. oder pflaster auf meienen körper zu kleben.", erklärte ich ihr. ich zuckte mit den schultern. "ich weiß, es ist nicht gut. Aber stell dir vor, du wärst in meiner lage. du kannst es eben nicht ändern, das du so bist. also, würdest du dir lieber jeden tag selbst weh tun oder jeden tag aufs neue andere Leute verletzen. Sodass sie angst vor dir haben. Oder am schlimmsten noch anfangen zu weinen.", erwiederte ich. und das sie eine eigene meinung dazu hatte, machte mir ausnahmsweise nichts aus. im moment war ich sehr abwesend, beinahe wie in einem traum. und mir war es ziemlich egal, ob sie das tempo auf der treppe davonschmiss. ich rauchte hier, obwohl es verboten war, wieso also sollte ich ihr ärger geben, weil sie ein tempo auf die treppe schmiss?